Position des Münchener Netzwerkes Wohnungslosenhilfe zur Situation der Sofortunterbringung wohnungsloser und obdachloser Menschen in München

 

Aktuell befindet sich die Sofortunterbringung obdachloser und wohnungsloser Menschen in München in einer schwierigen Situation. Der aufgeheizte Wohnungsmarkt und das Fehlen von bezahlbarem Wohnraum stellen die Wohnungslosenhilfe vor immer größere Herausforderungen. Dennoch ist es nicht angezeigt, das deutschlandweit einzigartige und breitgefächerte Angebot der Wohnungslosenhilfe in München in Frage zu stellen und durch populistische Maßnahmen zu konterkarieren.

 

Wohnungslosigkeit ist mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Aktuell sind ca. 9.000 Menschen (davon 1.700 Kinder) in München akut wohnungslos. Eine Zahl so hoch wie die Einwohnerzahl der Gemeinde Pullach. Eine beträchtliche Anzahl der Menschen im stationären Hilfesystem der Wohnungslosenhilfe befinden sich dort alleine deswegen, weil es ihnen an Wohnraum mangelt. Das hat zur Folge, dass Menschen mit höherem Unterstützungs- und Versorgungsbedarf diese stationären Unterbringungs- und Hilfesysteme nicht in Anspruch nehmen können.

 

Vor diesem Hintergrund hat das Münchner Netzwerk Wohnungslosenhilfe Anfang des Jahres die Kampagne „München: Wohnstadt mit Herz“ ins Leben gerufen, um auf die Situation wohnungsloser Menschen aufmerksam zu machen und darauf hinzuweisen, dass die Lösung dieses Problems eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Die Einstellung „in München muss mehr (sozial) gebaut werden, aber bitte nicht vor meiner Haustür“ oder „in München muss mehr für sozial Benachteiligte getan werden, aber bitte nicht nebenan“ hilft keinem weiter. Wohnungslosigkeit kann schneller eintreten, als man denkt. Dann ist man froh, wenn man professionelle Hilfe bekommt und schnell wieder bezahlbaren Wohnraum findet.

 

Anlässlich der jüngsten Räumung der Plätze unterhalb der Wittelsbacherbrücke und der Reichenbachbrücke hat es zahlreiche Berichte gegeben in denen von schwierigen Bedingungen in den Sofortunterbringungseinrichtungen gesprochen wurde, die viele Obdachlose davon abhalten Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hier ist festzuhalten, dass in den meisten Einrichtungen der Sofortunterbringung, wie Beherbergungsbetrieben, Clearinghäusern und Pensionen, ein Aufenthalt auch tagsüber in einem eigenen abschließbaren Raum gegeben ist. Koch- und Waschgelegenheit werden in den meisten Fällen auch vorgehalten. Einzig bei den Einrichtungen der Notunterbringung, wie dem Kälteschutz in der Bayernkaserne, sind diese Möglichkeiten, aufgrund des Charakters  der Einrichtung, nicht gegeben.

 

Von Ideen, wie der Anschaffung von Kunststoffiglus, hält das Münchner Netzwerk Wohnungslosenhilfe nichts, da solche oder ähnlich geartete Maßnahmen zu einer Verstetigung der Situation obdachloser Menschen in München beitragen. Ziel der Obdachlosen- und Wohnungslosenhilfe ist es diese Menschen dazu zu motivieren Hilfe in Anspruch zu nehmen und sie wieder auf ein eigenständiges Leben in der Mitte der Gesellschaft vorzubereiten. Wichtig dabei ist, dass neben der reinen Unterbringung auch Beratung erfolgt, um zu sehen, ob und wie an der Situation der Betroffenen etwas geändert werden kann.