Seit zehn Jahren berät des Team des „Schiller 25“ wohnungslose Menschen in München. 2013 startete die Einrichtung in der Schillerstraße 25. Inzwischen berät das Team nicht mehr in der Schiller- sondern in der Destouchesstraße 89.

 

Der Name ist geblieben, aber sehr vieles hat sich seitdem verändert. Das Team ist gewachsen von vier auf inzwischen 23 hauptamtliche Mitarbeiter*innen. 70 Menschen engagieren sich heute ehrenamtlich. Die jeweiligen Zielgruppen und die Tätigkeitsbereiche sind noch vielfältiger geworden. Außerdem organisiert die Einrichtung, seit deren Gründung, im Auftrag der Stadt München den Übernachtungsschutz in der ehemaligen Bayernkaserne. „Wir sind ein Auffangnetz, da wir sowohl unser ursprüngliches Klientel, obdachlose EU-Migrant*innen beraten und unterbringen als auch notleidende Bürger*innen, die das reguläre Notunterbringungssystem nicht nutzen wollen oder können. Der Übernachtungsschutz ist die niedrigschwelligste Schlafmöglichkeit, die alle obdachlosen Menschen bedingungslos aufnimmt. Dies ist deutschlandweit bislang in dieser Dimension und mit diesem Konzept einzigartig, erklärt Milka Musović, die die Einrichtung des Evangelischen Hilfswerk München, zugehörig zur Diakonie München und Oberbayern, gemeinsam mit Andreea Garlonta leitet. „Das Konzept von „Schiller 25“ besteht aus drei Säulen: Übernachtung, Beratung und Streetwork“, so Garlonta. Die Schicksale der obdachlosen Menschen, die beim Team von „Schiller 25“ Hilfe finden, sind extrem vielschichtig. Viele von ihnen haben einen regulären Job im Niedriglohnsektor – zum Beispiel in der Gastronomie, als Paketzusteller*in, auf dem Bau oder im Reinigungssektor. Daneben kommen Tagelöhner*innen oder Menschen, die schwarz arbeiten, in die Beratungsstelle, aber auch Bettler*innen sowie sucht- und psychisch kranke Menschen. Sie alle eint, dass sie kein Obdach haben.

 

Gegründet wurde die Einrichtung vor dem Hintergrund der EU-Erweiterung nach Südosteuropa. „Ein großer Teil unserer Klient*innen kommt aus Rumänien und Bulgarien. Sie kommen nach München, um hier mit harter Arbeit Geld zu verdienen. Oft finden sie Jobs im Niedriglohnsektor, aber keine Wohnung, die sie mit ihrem Gehalt finanzieren können“, erklärt Garlonta. „Die Arbeitsbedingungen unserer Klient*innen sind häufig extrem prekär. Arbeitsverträge gibt es oft nicht oder sie werden nur mündlich geschlossen. Arbeitgeber zahlen Gehälter leider nicht wie vereinbart“, berichtet Garlonta. Das Team berät die Klient*innen deshalb in der jeweiligen Muttersprache, u.a. zu ihren Rechten gegenüber Arbeitgebern, etwa wenn diese weniger als den vereinbarten Lohn zahlen. Dies sind nur einige von etlichen Beratungsthemen.

 

Was sie sich zum zehnten Geburtstag von „Schiller 25“ wünschen? „Wir brauchen in München insgesamt mehr bezahlbare Unterkünfte – auch für Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten“, so Garlonta.

Und Milka Musović ergänzt: „Zu uns kommen auch alte und gelegentlich sogar pflegebedürftige obdachlose Menschen, die keinen Anspruch auf soziale Hilfen haben. Für diese Menschen gibt es noch keine speziellen Einrichtungen oder Unterkünfte. Hier müssen dringend neue Strukturen geschaffen werden. Es ist ein gängiger Irrtum davon auszugehen, dass jede Person, die sich in Deutschland aufhält auch automatisch Sozialleistungen beziehen kann. Das trifft auch auf einen Teil unsere*r Klient*innen zu. Sie können erst dann Sozialleistungen beantragen, wenn sie erwerbstätig sind oder sich rechtmäßig fünf Jahre lang in Deutschland aufgehalten haben“.

 

Trotz aller Herausforderungen blicken Musović und Garlonta mit viel Energie in die Zukunft. Im kommenden Jahr zieht der Übernachtungsschutz in einen Neubau in der Lotte-Branz-Straße um, wo insgesamt 730 Bettplätze zur Verfügung stehen werden und Schiller 25 weiterhin die Betriebsführung innehaben wird.

Milka Musović: „Wir sind stolz und dankbar, dass wir ein stabiles und herzliches Team sind, das aus vielen langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besteht.“

 

Zahlen

  • innerhalb von zehn Jahren haben rund 18.000 obdachlose Menschen aus 145 Ländern das Angebot des „Schiller 25“ in Anspruch genommen.

 

  • 2022 haben etwa 3.260 Personen im Übernachtungsschutz übernachtet. Insgesamt hat das Team rund 137.000 Übernachtungen gezählt.

 

  • Derzeit besteht das Team aus 23 hauptamtlichen Mitarbeiter*innen, die in zehn Sprachen beraten.

 

  • 70 Ehrenamtliche

 

(Autor: Unternehmenskommunikation Evangelisches Hilfswerk)